Romanfiguren stellen sich vor: Teil 2
Maximilian
Ich glaube an die Fügung des
Schicksals, daran, dass eine einzige Begegnung das ganze Leben
verändern kann. Denn wenn man einen Menschen kennenlernt, mit dem
man sich verbunden fühlt, dann bemerkt man erst, wie einsam man
früher immer gewesen ist.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, von
vielen Menschen umgeben zu sein und dennoch das Gefühl zu haben,
ganz allein auf der Welt zu sein. Es ist eine Qual, ganz viele Masken
zu sehen, die man nicht durchblicken kann. Und da bleibt immer diese
verborgene Sehnsucht nach Wärme, wenn die Kälte hinter den
glänzenden Mauern innewohnt.
Wenn man dann einen Menschen findet,
der sich nicht hinter einer Maske versteckt – einen Menschen, der
ein Herz voller Wärme hat, dann lässt man selbst die Maske fallen,
die man so lange getragen hat, und man öffnet sein Herz, um die
Wärme empfangen zu können.
Ich mag lange Spaziergänge und ich
reite sehr gerne, da ich in diesen Augenblicken meinen Gedanken
nachhängen und die Ruhe genießen kann. So gerne beobachte ich die
stillen Wässer, aber ich frage mich nur ungern, was sich hinter der
Stille verbirgt.
Die Stille hat etwas Magisches, aber
sie birgt auch etwas in sich, was furchterregend ist. Etwas, was ich
mir nicht erklären kann.
Manchmal denke ich über mich selbst
nach – viel mehr, als man es mir vielleicht ansieht. Ich bemühe
mich stets um ein selbstbewusstes Auftreten, aber tief in meinem
Inneren bin ich sehr unsicher und ich habe schreckliche Angst davor,
Fehler zu machen.
Der Erwartungsdruck ist immer sehr hoch
– und ich weiß nur zu gut, dass ich nicht perfekt bin. Manchmal
schreie ich grundlos Menschen an, die mir nahestehen – aber ich
bleibe still, wenn ich wirklich einen Grund dazu habe, mich
aufzuregen.
Wenn ich versuche, mein eigenes
Verhalten zu begreifen, grabe ich so tief, bis mir schwindelig wird,
aber es gelingt mir dennoch nicht, aus mir selbst schlau zu werden.
Eigentlich möchte ich nur geliebt
werden – so wie ich bin. Manchmal reicht es mir auch schon aus,
akzeptiert zu werden – mit all meinen Fehlern.
Ich möchte mich nicht fremd fühlen –
ich möchte den Menschen nah sein, die mir etwas bedeuten – und ich
möchte Wärme hinter den glänzenden Mauern spüren.
Denn wenn warme Sonnenstrahlen auch
steinerne Mauern durchdringen können, dann kann auch der Schnee von
gestern schmelzen.
Es können sich neue Türen öffnen –
und vielleicht … kann man irgendwann wie ein Vogel aus dem goldenen
Käfig ausbrechen, seine Flügel ausbreiten, und endlich damit
anfangen, zu fliegen.
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